Resideo 2/24
2022-03-30 12:02:43

Und es funktioniert:

Wertvolles Biogas aus Mist

Die Biogasanlage Margarethen am Moos ist die größte des Landes und zeigt, wie klimaneutrale Gasversorgung Made in Austria funktioniert.

Fritz Katz

Michael Mock, Geschäftsführer der ÖVGW (l.) und Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH (r.).

Michael Mock, Geschäftsführer der ÖVGW (l.) und Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH (r.).

„Seit März 2019 läuft unsere Biogasaufbereitungsanlage auf Hochtouren. Unsere elf Mitarbeiter sind mit viel Herzblut dabei“, sagt Stefan Malaschofsky, geschäftsführender Gesellschafter der EVM Energieversorgung Margarethen am Moos GmbH: Aktuell verarbeitet die Anlage rund 1.100 Normkubikmeter Rohbiogas pro Stunde. „Bereits 300 Biogasanlagen dieser Größe würden zum Beispiel schon ausreichen, um alle Gashaushalte zu 100 Prozent mit klimaneutralem Biomethan zu versorgen“, betont Malaschofsky. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass die gesamte Biogasmenge in Form von Biomethan ins Gasnetz eingespeist würde. Die entsprechenden Anreize fehlen allerdings derzeit noch.

Wie Erdgas, nur besser

Die EVM punktet nicht zuletzt mit höchster Qualität. Biomethan funktioniert wie Erdgas und ist zu 100 Prozent erneuerbar. „Unser Biomethan ist physikalisch völlig ident mit Erdgas. Das bedeutet: Sämtliche Gasendgeräte können damit einwandfrei betrieben werden – vom Heizkessel zuhause, über das Erdgasauto, bis hin zur Industrieanlage“, sagt EVM-Betriebsleiter Michael Jungbauer. In Österreichs größter Biogasanlage ist Bio-Mist drinnen, denn hier werden nur agrarische Reststoffe wie Zwischenfrüchte, Maisstroh, Festmist oder Gemüsereste, aber keine Lebensmittel vergoren. „Zu uns kommt der Abfall, der nicht in den Handel geht. Wir nehmen nur reine Produkte und kein Fleisch“, betont Malaschofsky.

Enormes Potenzial

Experten der Johann-Kepler-Universität Linz, der Montanuniversität Leoben und Bioenergy2020+ haben errechnet, dass Österreich bis zu 50 Prozent des Gasbedarfs allein mit heimischem Biogas deckten könnte, wie es in Margarethen hergestellt wird. „Zunächst sollte jetzt aber das riesige heimische Biogaspotenzial gehoben werden. Das schafft Wertschöpfung und Arbeitsplätze im Inland und vereint zudem Versorgungssicherheit und Klimaschutz“, betont Michael Mock, Geschäftsführer der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW). Voraussetzung für den Biogasausbau ist ein gesetzlicher Rahmen in Form eines Grün-Gas-Gesetzes, das vergleichbar dem Ökostromgesetz ausgestaltet werden sollte und den Investoren und Betreibern Planungssicherheit gibt.

Österreichs erste Biomethan-Tankstelle

Aktuell tanken in Margarethen am Moos bereits mehrere Gas-Lkw – das Treibstoff-Geschäft hat großes Potenzial: „Biogas kann in der Mobilität am besten eingesetzt werden. Wir sind billiger als Diesel“, sagt Malaschofsky. Jährlich könnten 3.328.800 Liter Diesel mit Biomethan aus Margareten am Moos ersetzt werden.

 Ursprünglich war die Biogasanlage Margareten am Moos von Landwirten als bäuerliche Genossenschaft gegründet worden und 2007 mit einer Biomethan-Hoftankstelle ausgestattet. Seit 2015 wird in einer nahegelegenen, 100.000 Quadratmeter großen Paradeiser-Plantage, das bei der Biogas-Herstellung anfallende CO2 als Pflanzendünger und die Anlagenabwärme fürs Klima im Glashaus genützt.

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